Ob in Umfragen, papierenen Anmeldeformularen oder Software verschiedenster Art: Es ist an vielen Stellen üblich, Menschen nach ihrem Geschlecht zu fragen. Zur Wahl gibt es dann oft nur „männlich“ oder „weiblich“. Wie solche Abfragen umgestaltet werden können, um auch Menschen mit anderen Geschlechtern gerecht zu werden, hängt sehr davon ab, wofür diese Daten überhaupt erhoben werden.
Wenn nur aus Gewohnheit nach dem Geschlecht gefragt wird, ist es am einfachsten, die Frage ganz weg zu lassen.
Die Antwort wird am Ende zum Beispiel auf einem persönlichen Profil angezeigt. Hier geht es darum, Lebensrealitäten zu signalisieren. Ein offenes Textfeld ist deshalb besser geeignet als vorgegebene Antworten. Die Zeichenbegrenzung sollte nicht zu kurz gewählt werden, da einige Menschen ihr Geschlecht mit mehr als einem Wort beschreiben wollen.
Dieses Feld sollte außerdem kein Pflichtfeld sein.
Zum Beispiel für E-Mails oder Adresslabel. In dem Fall gibt es zwei Möglichkeiten:
Schulen, Universitäten, verschiedene Zusammenhänge die mit der Sozialversicherung verknüpft sind etc.
Um Menschen in internen Dokumenten richtig anzusprechen ist die beste Lösung, zusätzlich zu dem offiziellen Namen und Geschlecht auch den gewünschten Namen und die gewünscht Anrede abzufragen. Überall, wo das möglich ist, werden dann diese Angaben statt der offiziellen eingesetzt.
Zusätzlich dazu sollte gründlich geprüft werden, was sich rechtlich tatsächlich nicht vermeiden lässt, und wo die Institution mehr Spielraum hätte, als sie aktuell ausnutzt. Das betrifft Namen auf Arbeitsverträgen, Zeugnissen und Studiausweisen, aber auch Fragen, wie wodurch „Geschlecht“ in der jeweiligen Gesetzgebung überhaupt definiert wird. Siehe das Rechtsgutachten über Namen und Geschlecht an österreichischen Hochschulen.
Ein Textfeld tut es in dem Zusammenhang nicht oder wird von den Auftraggeblons nicht akzeptiert.
In dem Fall ist sowohl eine Option für „weder männlich noch weiblich“ notwendig, als auch die Möglichkeit, keine Angabe zu machen.
Achtung: „keine Angabe“ ist nicht das selbe wie eine explizit nichtbinäre Option, da es impliziert, dass eine der anderen Optionen zutrifft, man jedoch nicht preisgeben möchte, welche es ist.
Das könnte zum Beispiel so aussehen:
Geschlecht: * weiblich * männlich * anderes * keine Angabe
Oder so:
Geschlecht: * weiblich * männlich * weitere * keine Angabe
„Anderes“ beschreibt lediglich, dass weder weiblich noch männlich (ganz/immer) zutreffend ist. Ein Vorteil davon ist, dass die Antwort nicht an Kenntnis von oder Identifikation mit Begriffen wie nichtbinär oder genderqueer geknüpft ist. Zugleich wird es aber von manchen nichtbinären Menschen als Abwertung verstanden. Es kann deshalb sinnvoll sein, es je nach Situation durch Formulierungen wie „anderes (z.B. nichtbinär)“, „anderes/beides/keines/veränderlich“ oder „nichtbinär/genderqueer/anderes“ zu ersetzen.
Gleiches gilt an sich für „weitere“, die Formulierung wird jedoch von manchen vorgezogen, da sie weniger „othernd“ wirken kann, also nicht-binäre Personen weniger als „das Andere“ oder „das Fremde“ markiert werden. Mit der Formulierung wird versucht aufzuzeigen, dass es eine vielzahl an gleichwertig nebeneinander stehenden Geschlechtern gibt.
In dem Fall gibt es zwei Möglichkeiten:
(sofern es überhaupt erhoben werden muss)
Mit Abfragen wie „männlich/weiblich/transgender“ werden zwei Dinge vermischt: Das Geschlecht einer Person, und ob sie trans ist. Eine trans Frau ist sowohl weiblich als auch transgender.1)
Wenn ein Fragebogen erheben soll, ob jemand trans oder cis ist, muss das separat vom Geschlecht gefragt werden. Dabei ist zu bedenken, dass sowohl nichtbinäre als auch intergeschlechtliche Personen oft so ihre Probleme mit diesen Begriffen haben, unter anderem, da die Definitionen umkämpft sind und oft sehr eng gefasst werden. Es muss also eine dritte Möglichkeit wie „anderes“ oder „trifft nicht zu“ geben, zusammen mit „keine Angabe“ oder der Möglichkeit, die Frage zu überspringen.
Möchte man wissen, ob jemand das Geschlecht ist, das der Person bei der Geburt zugewiesen wurde (eine häufige Definition von cis) ist es deshalb besser, das direkt zu fragen, statt (nur) die Begriffe cis und trans zu verwenden.
Abfragen wie „männlich/weiblich/inter“ verwechseln Körper mit Geschlecht. Ob jemand inter* ist, muss, wenn es denn nötig ist, separat gefragt werden. Dabei ist zu bedenken, dass manche Menschen Anhaltspunkte haben, inter* zu sein, sich aber nicht sicher sind, oder nach manchen Definitionen inter* sind, nach anderen aber nicht, und sich unsicher sind, ob sie den Begriff für sich verwenden wollen. Auch hier muss es deswegen eine weitere Option geben.
Bei der Geburt zugewiesenes Geschlecht, konkrete Körpermerkmale, hormonelle Situationen und ähnliches.
Im Kopf behalten, dass das sensible Themen sind. Überlegen, ob die Fragen definitiv notwendig sind. Überlegen, was genau erfragt werden soll, und wie das möglichst direkt gefragt wird (z.B. nicht von dem bei der Geburt zugewiesenem Geschlecht auf die Existenz von einem Uterus schließen). Vor der Veröffentlichung nach Feedback von trans und inter* Personen fragen. Möglichkeit, die Fragen zu überspringen.
Zu beachten: Mehrfachauswahl zulassen, daran denken, dass Asexualität und Aromantik existieren, und auch, dass keine noch so ausführliche Liste alle Menschen erfassen kann („anderes“, u.U. mit Textfeld zum Ergänzen).
im nonbinary.wiki: Forms